Regierungswechsel von Herrn Winter zu Frau Frühling

Redakteur: Heute bei uns im Studio….Herr Winter und Herr Fasching. Herzlich willkommen! Zuerst: Wie geht es Ihnen beiden? Haben Sie gut hergefunden?

Herr Winter: Ich war ja schon da. Ist Ihnen vielleicht aufgefallen in den letzten vier Monaten. Es ist kalt, dunkel und manchmal liegt so ein eisiges, weißes Zeug rum…

Herr Fasching: Du meine Güte, das war eine Höflichkeitsfloskel! Tut mir sehr leid, es geht ihm gut. Grantig halt.

Herr Winter: Ich bin sicher nicht grantig. Ich bin bloß nicht so überdreht wie du. Allein was du schon wieder anhast. Ist ja peinlich.

Redakteur: Meine Herren, ich unterbreche an dieser Stelle und erläutere unseren Lesern kurz das Thema: Der Regierungswechsel von Herrn Winter zu Frau Frühling – welche Rolle spielt Herr Fasching dabei? Herr Fasching, Ihre Position wurde vor ungefähr 5.000 Jahren in Mesopotamien erstmals besetzt. Wie kam es dazu?

Herr Fasching (sich in Pose werfend): Die Menschen brauchten Hilfe, um ihren Göttern ein Fest zu bereiten. Ich war damals als Eventmanager noch ganz neu im Business. Aber bald war ich so beliebt– like me on insta!! -, dass mein Unternehmen durch die Decke ging und ich im ganzen Mittelmeerraum unterwegs war, um diese Feste zu gestalten. Im Laufe der Jahrtausende hat sich die Stellenbeschreibung dann erweitert. Das kam so: Herr Winter hat in seiner Regierungszeit so hart durchgegriffen, dass es den Menschen zuviel wurde…und zu lang, vor allem zu lang…

Herr Winter (spuckt pikiert ein paar Schneeflocken aus): Ich war doch bisher kaum je im Mittelmeerraum! Und eigentlich will ich da auch nicht hin, da ist es viel zu warm. Magst du nochmal überlegen, wem du die Schuld für dich gibst?

Herr Fasching: …wie ich schon sagte, die Stellenbeschreibung hat sich erweitert, weil Menschen aus anderen Regionen anfingen, mich zu buchen. Tatsächlich hatte nämlich der Kollege Winter gewisse… Ambitionen, sodass die Menschen im Altertum anfingen, ihm Einhalt zu gebieten – mit meiner Hilfe. Jawohl, austreiben müssen wir dich! Jedes Jahr! Schlimm, wenn einer nicht weiß, wann er aufhören soll.

Herr Winter: Eine Frechheit! Ich hab endlos viele Petitionen von Pflanzen und Tieren und auch von Menschen auf meinem Schreibtisch liegen, die ihre Erholungsphase bis in den April hinein verlängern wollen! Weil sie es brauchen! Und da kommst du Kasperl daher und veranstaltest einen Mords-Radau und versaust die Umwelt mit diesem Konfetti-Mist und weckst die ganze Gegend aus dem Winterschlaf und was soll überhaupt dieses Rumwerfen mit Lebensmitteln?!

Herr Fasching: Das sind Bonbons! Und das ist symbolisch!

Redakteur (etwas hektisch): Meine Herren, ich bitte um Contenance!

Herr Winter: Ach, halt die Backen! Ich werde ständig und von allen Seiten gemobbt, dabei kann man mit mir auch jede Menge Spaß haben. Ich bin der pure Urlaub! Sogar die Bahn hat dann frei. Ohne mich, lieber Kollege, hättest du hierzulande überhaupt keine Existenzberechtigung!

Während Herr Fasching nach Luft schnappt, schwebt Frau Frühling ins Studio: Bitte entschuldigt die Verspätung – es ist erst Anfang Februar und ich war noch nicht angezogen! Und nur keine Sorge! Es läuft immer gleich ab bei den beiden: Zuerst streiten sie eine Woche. Der Fasching tut so närrisch wie er kann, um den Winter zu ärgern und der Winter versucht, möglichst cool zu bleiben. Dann sind beide wochenlang beleidigt. Ab Ostern vertragen sie sich dann wieder und machen zusammen Urlaub. Tatsächlich können sie ja nicht ohne einander. Und während sich die beiden dem Spätherbst entgegenzanken, übernehmen ganz entspannt und ungestört erst ich und  dann Frau Sommer die Regierungsgeschäfte.